J. W. Stalin – „Über den Antisemitismus“

Antwort auf eine Anfrage der Jüdischen Telegrafenagentur aus Amerika

 

Hiermit beantworte ich Ihre Anfrage.

 

Der National- und Rassenchauvinismus ist ein Überrest der menschenfeindlichen Sitten aus der Periode des Kannibalismus. Der Antisemitismus als extreme Form des Rassenchauvinismus ist der gefährlichste Überrest des Kannibalismus.

 

Der Antisemitismus dient den Ausbeutern als Blitzableiter, der die Schläge der Werktätigen vom Kapitalismus ablenken soll. Der Antisemitismus ist eine Gefahr für die Werktätigen, denn er ist ein Irrweg, der sie vom rechten Wege abbringt und sie in den Dschungel führt. Darum sind die Kommunisten als konsequente Internationalisten unversöhnliche und geschworene Feinde des Antisemitismus.
In der UdSSR wird der Antisemitismus als eine der Sowjetordnung zutiefst feindliche Erscheinung vom Gesetz aufs strengste verfolgt. Aktive Antisemiten werden nach den Gesetzen der UdSSR mit dem Tode bestraft.

 

12. Januar 1931.

 

Zum ersten Mal veröffentlicht in der
„Prawda“ Nr. 329,
30. November 1936.

 

(Stalin Werke Band 13)

Und jetzt kommt sicher bei einigen die Frage auf: Ja aber die Sowjetunion, waren das nicht die allerschlimmsten Antisemiten? Was ist mit den Ärzten?

Dazu verweise ich auf einen Kommentar im (geschlossenen!) Stalinforum vom User NumaPompilius:

Ich kenne das zunächst aus dem Zusammenhang, daß unter den Ärzten der Ärzteverschwörung Juden waren. Das ist ungefähr so, als ob ich mich, im Fall ich vorhätte, auf die Straße zu gehen und irgendjemand die Vorderzähne auszuschlagen, zuerst bei ihm erkundigen müsse, ob er Jude ist oder nicht. Ist er Jude, dann bin ich ein Antisemit. Der Vorwurf hat also keine Substanz.

 

Ein weiterer Vorwurf in diese Richtung ist, daß Stalin die jüdische Religion unterdrückt habe. Auch dieser Vorwurf ist ziemlich haltlos, da er die Behauptung enthält, Stalin habe die jüdische Religion als jüdische Religion unterdrückt. Sie ist aber nicht mehr unterdrückt worden, als jede andere Religion auch. Bekanntlich hat das klassische religiöse Leben im Sozialismus ein Randdasein. (Nur am Rande: Während des Zweiten Weltkrieges ist da viel gelockert worden, nicht zuletzt, weil man jedwedes Pontential zur Verteidigung des Landes fördern wollte.) Menschen reden immer ganz gerne von Benachteiligung, wenn man ihnen ihre Vorrechte nimmt. Man hat die Ausübung der Religionen in der Sowjetunion nicht behindert, aber man hat ihnen die Öffentlichkeit und die gesellschaftliche Macht genommen. Nun wird man kaum erwarten können, daß dies den Beifall der Mitglieder dieser Religionen fand. Also nochnmal fürs Protokoll: Es ist in der Sowjetunion niemand hingerichtet worden, weil er Jude war.

 

Die dritte Quelle, die ich kenne, sind die Memoiren Chruschtschows. Ich glaube nicht, daß ich darauf weiter eingehen muß.

 

Es gibt von Stalin keine Zitate, die einen Antisemitismus Stalins belegen oder nur vermuten lassen würden. Es gibt aber Zitate Stalins, die dessen Bewußtsein über das Problem des Antisemitismus in der Sowjetunion zum Ausdruck bringen. Auf dem XV. Parteitag (1927) spricht Stalin das Problem offen an: „Wir haben gewisse Ansätze des Antisemitismus nicht nur in bestimmten Kreisen der Mittelschichten, sondern auch unter einem gewissen Teil der Arbeiterschaft und sogar an manchen Stellen in unserer Partei. Gegen dieses Übel müssen wir, Genossen, mit aller Unerbittlichkeit ankämpfen.“

 

Man sollte hierzu vielleicht noch erwähnen, daß der Antisemitismus in Rußland eine lange Tradition hat. Auch heute ist er wieder sehr stark. Und das ist eben der Untschied. Der latente Antisemitismus in der Bevölkerung, vor allem in der russisch-orthodoxen, durfte sich während der Dauer der Sowjetunion nicht offen gebärden. Er mußte überhaupt erst einmal erkannt werden, da viele Genossen davon ausgingen, daß mit der neuen Gesellschaft diese Dummheit verschwindet. Natürlich verschwindet die Dummheit nie, aber das ist eine Erkenntnis, die jeder Weltverbesserer auch erst einmal lernen muß.

Kommentare

  1. Hätte, hätte, Fahrradkette! Welcher „man“ sollte denn bitte wo „hier“ Antisemitismus wie „heftiger“ bestrafen? Da oben ist doch Stalin sauber zitiert: „Der Antisemitismus dient den Ausbeutern als Blitzableiter …“, genau deshalb wird er hier nicht – ganz genau: gar nicht, überhaupt kein bischen! – bestraft.
    (Bevor der erwartbare Einwand kommt: „Volksverhetzung“, „Rassismus“, gar „NS-Wiederbetätigung“, ect.p.p. sind Hilfskostruktionen, die gerade den Antisemitismus als Straftatbestand vermeiden.)

  2. Soll das heißen, Sie hätten gerne „Antisemitismus“ als Straftatbestand? Vielleicht auch unter Androhung der Todesstrafe?

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