Am 29. Juli fand in München eine Kundgebung gegen Antisemitismus und Antizionismus statt, organisiert durch die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern K.d.ö.R.. Es waren mehrere hundert Teilnehmer anwesend.
Im Aufruf dazu hieß es:
Die jüdische Gemeinschaft sieht sich in der jüngsten Vergangenheit auch in Deutschland mit einer neuen Dimension an Judenhass konfrontiert. Diese Kundgebung soll die Gesellschaft aufrütteln. Wir dürfen unser Land nicht dem radikalen Mob auf der Straße überlassen. Die Zivilgesellschaft muss dem ein Signal des Widerstandes entgegensetzen.
Aus Bayern muss ein Zeichen in die Republik und um die ganze Welt gehen. Es gilt zu beweisen, dass Antisemitismus in Deutschland in jeder Form geächtet wird. Es ist unerträglich, dass jüdische Menschen in Europa wieder Pogrome fürchten müssen. Frankreich ist ein beängstigendes Beispiel, was passiert, wenn dieser Hass nicht gestoppt wird. ‚Nie wieder!‘ darf keine Worthülse sein. Dieser Botschaft müssen Taten folgen, wenn Juden diffamiert und bedroht werden. Wir müssen sehen, dass die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land tatsächlich aus der Geschichte gelernt haben und heute an der Seite ihrer jüdischen Bürger stehen, wenn es darauf ankommt.
(…)
Als Gäste waren geladen:
- Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
- Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährungund Landwirtschaft
- Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags
- Dr. Ludwig Spaenle, Bay. Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
- Josef Schmid, Zweiter Bürgermeister der Landeshauptstadt München
- Susanne Breit-Keßler, Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche Bayern
- Weihbischof Wolfgang Bischof, Bischofsvikar für die Seelsorgsregion Süd des Erzbistums München und Freising
- Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern
Entsprechend hoch waren die Sicherheitsvorkehrungen. In mehreren Reden wurde das Thema Antisemitismus dargelegt und erläutert, was das ist.
Charlotte Knobloch sprach in ihrer Rede davon, das sie die Koffer ausgepackt habe und in Deutschland angekommen ist. Doch heute stellt sie sich wieder die Frage, sind Juden in Deutschland noch willkommen?
Bezeichnend für die Auswahl der Gäste war auch die mehrmalige Versicherung, für was für Werte heute Deutschland steht.1
Vereinzelt waren auch Kritiker der israelischen Politik anwesend, unter Anderem zwei Jugendliche mit Palästinafahnen. Diese wurden jedoch vom Veranstalter toleriert.
Nach ca. anderthalb Stunden, bei leichtem Nieselregen, endete die Kundgebung mit einer Schweigeminute für die Opfer des Nahostkonfliktes.
- Ich sehe die „Werte“, für die Deutschland steht teilweise anders, man bedenke nur die Asylpolitik oder der Umgang mit armen Menschen in diesem Land. Aber zumindest für Juden bietet dieses Land inzwischen eine von staatlicher Seite sichere Heimat. [↩]