Am gestrigen Montag stellte Österreich die Kontrollen auf dem Wiener Westbahnhof ein, worauf hunderte Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, mit dem Zug über Österreich nach Deutschland kamen. Einige blieben in Österreich, die meisten fuhren durch bis München.
Im München Hauptbahnhof angekommen, wurden sie in den Flügel Starnberger Bahnhof geleitet, in einer großen Wartehalle mussten sie teilweise Stunden ausharren, bis sie in Bussen weitergebracht wurde. Diese Busfahrt dauerte für sie auch noch mal mindestens zwei Stunden.
Soweit der technische Ablauf.
Ich war seit 18 Uhr vor Ort, bis zum nächsten Morgen 4 Uhr. Was ich gesehen habe, hat mich zutiefst erschüttert. Menschen, die seit Wochen unterwegs waren, nur mit Kleidung am Leibe und einem oder maximal zwei handlichen Taschen, kamen an. Männer, Frauen, Kinder, Babys. Ein Vater trug ein Baby auf dem Arm, das war erst wenige Wochen alt. Sehr viele Kinder waren noch im Vorschulalter. Die Erschöpfung war in ihren Gesichtern zu sehen. In der Wartehalle mussten sie auf dem harten Boden sitzen oder liegen. Da drinnen war es stickig warm, heraus konnten sie nicht, es gab außerhalb nur zwei mobile Toiletten, zu denen sie einzeln gebracht wurden. In der Halle jedoch wurden sie von Müncherinnen und Münchnern mit einem Transparent empfangen, auf dem „Welcome“ stand. Diese kleine Geste zauberte vielen der Flüchtlinge ein Lächeln ins Gesicht.
Am Nachmittag hielt Pegida wiedermal eine Infoveranstaltung auf dem Stachus ab. Die Menschen, die dagegen protestierten, kamen danach zum Bahnhof und es setzte eine großartige Hilfswelle ein. Geld wurde gesammelt, umliegende Geschäfte abgeklappert, Wasser und Lebensmittel gekauft und an die Flüchtlinge verteilt. Was die vorwiegend sehr jungen Menschen die ganze Nacht durch freiwillig leisteten, war eine große Hilfe.
Am Abend kam eine bekannte Gruppe Nazis zum Bahnhof. Dagegen wurde lautstark protestiert. Nach einem längeren Hin und Her wurden sie von der Polizei in die U-Bahn gebracht und verschwanden. Drei Stunden später waren sie wieder da. Alle in dunkler Nacht mit Sonnenbrille. Diesmal reagierte die Polizei schneller, schaffte sie auf die Wache und dann weg vom Ort. Die Nazis maulten laut rum, sie wollen ihr Land beschützen und wir werden schon sehen, wo das alles endet. Empathieloses Pack!
Seit dem Abend kamen drei Züge mit Flüchtlingen an, insgesamt fast 1000 Menschen. Es waren ständig Busse im Einsatz, um sie weiterzubringen. Spät in der Nacht sogar die zwei Busse der Feuerwehr München. Zusätzlich zu den Flüchtlingen, die mit dem Zug gekommen waren, nächtigten noch 100 Flüchtlinge aus Eritrea und Lybien, die weiter reisen wollten, im Bahnhof in einer Wartehalle. Diese wurden später auch von den Helfern mit Wasser und Essen versorgt.
Gegen 4 Uhr, drei Stunden nachdem der letzte Zug gekommen war, kehrte Ruhe in der Halle vom Starnberger Bahnhof ein. Die letzten Helfer säuberten den Boden und sammelten Müll ein. Nur wenige Zeit später wurde der nächste Zug erwartet…
PS: Es ist schwierig, das Geschehene in Bildern festzuhalten. Ich hoffe trotzdem, die Fotos können einen kleinen Eindruck wiedergeben. Ich habe lange überlegt, ob ich die Gesichter der Flüchtlinge verpixeln soll. In den Zeitungen oder im Fernsehen wird es nicht gemacht. Ich habe mich letztlich auch dagegen entschieden, ich finde, es gibt ihnen auch ihre Würde zurück, wenn man sie sieht.
PPS: Ich habe selbstverständlich mitgeholfen. Ich kann jetzt in mein warmes Bett gehen und habe einen Kühlschrank voller Essen und Getränke. Was sind meine Probleme im Vergleich zum Leid dieser Menschen? Ich hoffe, es wird alles gut für sie.
UPDATE: Noch ein paar Bilder gibt es hier bei Thomas Bergmann.
Gerade im örtlichen Radio von den Flüchtlingen die in München ankamen gehört,dort sagte irgend so ein Bajuwarischer Politikfuzzi das die Flüchtlinge von der Polizei registriert worden seien,das sie medizinisch versorgt wurden,das Nahrung und Getränke und auch Babynahrung gestellt wurde.Klingt irgendwie anders als das hier geschilderte und bebilderte…………………