Erst am Donnerstag schrieb ich über die Schikanen gegen Demofotografen von BEOBACHTER NEWS in Stuttgart und Umgebung. Und noch während ich das schrieb, gab es zeitgleich einen ähnlichen Vorfall in München. Wiedereinmal hat die „Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA)“ eine Kundgebung in München abgehalten, zu der wohl nur sehr, sehr wenige Nazis überhaupt auftauchten. Es ging, wie so oft, gegen das Erstaufnahmelager in der Bayern-Kaserne. Oberhetzer der BIA ist Münchner Stadtratsmitglied Karl Richter, der auch bei der NPD tätig ist. Natürlich gab es gegen diese Kundgebung Widerstand. Und während Karl Richter gesprochen haben soll, zu hören war er offensichtlich nicht, war der Widerstand um so lauter.
(Bildquelle: Demofotografie München bei Facebook)
Schon während der Kundgebung gab es einige Zugriffe der Polizei. Noch während der Abreise der Nazis eskaliert die Situation weiter und die Polizei greift sich den bekannten Demofotografen und -filmer Felix Benneckenstein ((Felix Benneckenstein ist ein ehemaliger aktiver Neonazi aus Bayern, der vor einigen Jahren aus der rechten Szene ausgestiegen ist und die Aussteigerhilfe Bayern e.V. mitbegründet hat. Heute betreibt er aktive Demobeobachtung auf antifaschistischer Seite und hält Vorträge, u.a. an Schulen. Siehe dazu auch das Interview mit Felix bei Endstation Rechts: „Der lange Weg zurück: Interview mit Felix Benneckenstein, Neonazi-Aussteiger“)). Offensichtlich war es der Polizei nicht Recht, das auch sie auf den Videos von Felix auftauchen und so zeigten sie wieder mal, wer im Staat zwar nicht das Recht, aber das Sagen hat. Felix wurde kurz darauf wieder frei gelassen, aber die Speicherkarte seiner Kamera beschlagnahmt. Als Grund wird eine „Urheberrechtsverletzungen am eigenen Bild der Beamten“ angegeben. Das sie diese Aufnahmen aber dulden müssen, ist bekannt und sogar vom Bundesverwaltungsgericht festgestellt, wie man u.A. im lawblog nachlesen kann: „Polizisten müssen sich fotografieren lassen“. Das Bundesverwaltungsgericht hat dazu gesagt:
Der Einsatz von Polizeibeamten, namentlich ein Einsatz von Kräften des Spezialeinsatzkommandos stellt im Sinne der einschlägigen Bestimmung des Kunsturhebergesetzes ein zeitgeschichtliches Ereignis dar, von dem Bilder auch ohne Einwilligung der abgelichteten Personen veröffentlicht werden dürfen.
Einen ausführlicheren Bericht der Vorfälle vom Donnerstag Abend findet sich bei popophy: „DREISTER GEHT’S IMMER!“
Wenn also die Speicherkarten von Fotografen und Filmern beschlagnahmt werden bzw. die Löschung der Fotos verlangt wird, so liegt ein klarer Rechtsbruch seitens der Polizei vor. Es ist im Prinzip die selbe Taktik wie beim Vorfall der BEOBACHTER NEWS. Warum aber tut die Polizei das? Sollte sie es nicht besser wissen? Ich gehe davon aus, dass sie es wissen. Aber der Grund ist reine Schikane und Einschüchterung gegenüber den Demoberichterstattern. Und selbst wenn die Polizei später für dieses Vorgehen vor Gericht verlieren würde, ist es ihnen egal. Denn Konsequenzen müssen sie keine befürchten, also versuchen sie es immer wieder. Die Polizei weiß aber, dass das Foto- und Filmequipment für die betroffenen Personen sehr wichtig ist, insofern ist die Beschlagnahme vor allem auch eine psychologische Strategie gegen diese Personen.